In kaum einem Bereich sind die Gender Studies medial so sehr in aller Munde, wie bei der Diskussion um gendersensible Sprache. Doch worum geht es überhaupt? Was wird als gendersensible Sprache bezeichnet? Warum ist sie wichtig und wie lässt sie sich konkret umsetzen?
Dieser Blogbeitrag erklärt dir die Basics zur gendergerechten Sprache!

Gendern – Was ist das überhaupt?
Anders als im Englischen wird in der deutschen Sprache im Falle von Nomen und Pronomen, bei denen das Geschlecht der bezeichneten Person unbekannt oder für den Kontext (vermeintlich) unwichtig ist, die männliche Form gewählt – das so genannte generische Maskulinum.

Genau an dieser Stelle setzt die gendergerechte Sprache an. Wer gendert, versucht seine*ihre Texte so zu gestalten, dass möglichst viele Personen mit angesprochen werden und die männliche Form nur dann verwendet wird, wenn auch tatsächlich Männer beschrieben oder angesprochen werden. Zu Beginn wurde beim Gendern besonders darauf geachtet, Männer und Frauen in Schrift und Sprache gleichermaßen einzubeziehen. Mittlerweile wird aber eine weitere Komponente des gendergerechten Sprechens und Schreibens immer wichtiger: Das Mitdenken von Personen, die sich in der binären Geschlechterordnung (die also nur von der Existenz von Männern oder Frauen ausgeht) nicht wiederfinden, beispielsweise inter* Menschen und nicht-binäre Personen.
Warum ist es sinnvoll, gendergerechte Sprache zu verwenden?
So weit, so gut. Aber eigentlich sollte doch klar sein, dass beim generischen Maskulinum selbstverständlich auch Frauen und Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten mitgedacht werden, oder etwa nicht?
Die Antwort: Jein. Personen, die das generische Maskulinum nutzen und darauf hinweisen, nicht-männliche Menschen mitzumeinen, gehen sicherlich nicht aus böser Absicht so vor und wissen vermutlich auch, dass Frauen in die Gruppe der „Leser“ fallen. Doch interessanterweise wird insbesondere von den Personen rigoros am generischen Maskulinum festgehalten, die durch dieses direkt angesprochen werden, also von Männern. Das zeigt sich spätestens dann, wenn der Spieß einmal umgedreht und ein generisches Femininum zur Anwendung kommt – Männer sind selbstverständlich mitgemeint.
Tatsache ist doch, dass niemand besonders gerne nur mitgemeint wird. Darüber hinaus sind mittlerweile Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass geschlechtergerechte Sprache Inhalte nicht negativ in Sachen Verständlichkeit beeinflusst und sogar eine Auswirkung darauf hat, wie Menschen sich im Bereich Gleichberechtigung positionieren.
Welche Möglichkeiten des Genderns gibt es?
Hinsichtlich der Möglichkeiten gendergerechter Sprache gibt es mittlerweile einen regelrechten Pool an Optionen. Wichtig ist dabei noch die Unterscheidung zwischen einer binären und einer darüber hinausgehenden Lösung.
Bei der Entscheidung für ein binäres Gendern werden erst einmal Frauen und Männer in die Formulierungen einbezogen. Geläufige Formen sind konsequente Doppelnennungen, das Gendern mit Schrägstrich oder Klammer und die Verwendung eines Binnen-Is.
Zudem gibt es bei vielen Begriffen die Möglichkeit, die Festlegung auf Geschlechter zu umgehen. Beispiele sind Begriffe wie „Teilnehmende“ (statt „Teilnehmer“), „Studierende“ (statt „Studenten“) und „Lesende“ (statt „Leser“).
Gender Gap, Gender-Sternchen und Gendern mit Doppelpunkt schaffen die Möglichkeit, Geschlechtsidentitäten mitzudenken und einzubeziehen, die nicht nach den Regeln des binären Geschlechtersystems (das nur Mann und Frau kennt) funktionieren.
Hier siehst du die gängigen Formen gendergerechter Sprache anhand eines Beispiels.

Es ist kompliziert
Wie so oft gibt es aber auch beim Thema Gendern kein Richtig oder Falsch. Zu fast jeder Variante der geschlechtersensiblen Sprache gibt es (mal berechtigte, mal herbeifantasierte) Kritik und da Sprache und Geschlecht hochpolitisch und gleichzeitig eng mit Identitäten verknüpft sind, werden die Debatten häufig sehr emotional geführt. Doch jeder Anfang, jede kleine Bewusstseinsveränderung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sprache ist ein sich stets wandelndes Phänomen und mehr als bereit dafür, uns auf unserem Weg zu mehr Gleichberechtigung zu unterstützen!
Was sind deine Gedanken zum Thema Gendern? Hinterlasse gerne einen Kommentar und klick dich durch die Linktipps!
- Tipps und Tools für Medienschaffende, die Wert auf gendersensiblen Journalismus legen: https://www.genderleicht.de
- Leitfaden für gendersensible Sprache von Katja Vossenberg (freie Journalistin): https://kulturundgeschlecht.blogs.ruhr-uni-bochum.de/wp-content/uploads/2020/01/Vossenberg_How-to-gender-im-Journalismus.pdf
- Blog der Diversity-Texterin Lucia Clara Rocktäschel: https://www.lucia-clara-rocktaeschel.de/blog/
- Hinweise und Broschüre der Universität Graz zum Thema Gendern: https://koordination-gender.uni-graz.at/de/services/geschlechtsneutrale-schreib-und-sprechweise/, https://static.uni-graz.at/fileadmin/Akgl/4_Fuer_MitarbeiterInnen/Sprachliche_Gleichbehandlung/2014_Leitfaden_UeberzeuGENDEReSprache_11032014.pdf
- Studie zu Auswirkung von gendergerechter Sprache auf die persönliche Einstellung zum Thema Gleichberechtigung https://www.pnas.org/content/116/34/16781 (kurz erläutert hier: https://www.gwi-boell.de/de/2019/08/19/studie-zum-erfolg-gendergerechter-sprache)
- Studie zur Verständlichkeit gendergerechter Sprache: https://wiki.kif.rocks/w/images/0/08/Braun-et-al.pdf
- Podcast von Kathi (vom Blog Schwanzweiber) mit Katalin Vales vom Projekt genderleicht.de: https://www.deezer.com/de/show/491802 (Folgen #1 und #2 zum Thema “Gendersensibler Journalismus”)
- Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch: https://geschicktgendern.de
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