Du hast einen Text geschrieben – egal ob Sachtext, historischen Roman oder Bachelorarbeit – und bist nun auf der Suche nach einer Person, die dich durch ein sachkundiges Lektorat dabei unterstützt, das Beste aus deinem Text herauszuholen?

Dann ist dieser Blogbeitrag wie für dich gemacht. Heute gebe ich dir 6 hilfreiche Tipps, die dir die Suche nach einem geeigneten Lektor oder einer geeigneten Lektorin erleichtern können.

Bereits eine kleine Recherche über die Suchmaschine deiner Wahl wird ergeben: Lektor*innen gibt es wie Sand am Meer. Sowohl die Qualität der Leistungen, als auch die Sachgebiete und Textgattungen und natürlich die Preisgestaltung weichen dabei stark voneinander ab. An welchen Kriterien solltest du dich also orientieren, um den*die richtige*n Lektor*in für dich und dein individuelles Schreibprojekt zu finden?

Zunächst einmal möchte ich dir empfehlen, dich an folgenden Punkten bitte nicht primär zu orientieren:

❌ Am Preis

Ein gutes Lektorat hat seinen Preis. Wer ungewöhnlich geringe Summen für seine Leistungen fordert, beutet sich entweder selbst sehr stark aus oder arbeitet ungenau und nachlässig, sodass er*sie trotzdem auf einen akzeptablen Stundenlohn kommt. Beides solltest du als Autor*in nicht riskieren. Wer gute Arbeit leistet und dir bei deinem Schreibprojekt hilfreich, gewissenhaft und mit konstruktiven Hinweisen zur Seite steht, sollte für diese wertvolle Arbeit auch entsprechend entlohnt werden und so seine eigene Existenz sichern. Denk immer daran, dass freie Lektor*innen von ihrem Stundenlohn u. a. auch Sozialabgaben und Steuern abziehen müssen – der Stundenlohn von selbstständigen Lektor*innen ist nicht vergleichbar mit dem Stundenlohn im Angestelltenverhältnis (das gilt auch für andere selbstständig ausgeübte Tätigkeiten im künstlerisch-kreativen Bereich).

Eine eher oberflächliche Behandlung deines Textes wird dir im Regelfall ebenfalls nicht wirklich weiterhelfen – das musst du aber selbst abwägen.

Ein Lektorat in Auftrag zu geben kann mit einer hohen Investition einhergehen, die sich nicht jede*r einfach so leisten kann. Trotzdem würde ich dir ans Herz legen, dafür zu sparen und eine Person zu beauftragen, die dir und deinem Projekt auch tatsächlich gerecht wird – dein Text wird langfristig davon profitieren.

❌ An der penetrantesten Werbung – wer am lautesten schreit ist nicht zwangsläufig die beste Wahl!

Die lautesten und aufdringlichsten Marktschreier*innen haben nicht unbedingt die besten Produkte anzubieten. So ist es auch bei Dienstleister*innen im Textbereich. Nicht die auffordernden Werbeanzeigen, sondern die Inhalte auf den Kanälen der entsprechenden Lektor*innen sollten dich am Ende überzeugen.

❌ An den Anbieter*innen, die mit ihren Leistungen alles abdecken

Bei Dienstleister*innen, die ausnahmslos jedes Textformat (z. B. Sachbücher zu allen Themenbereichen, belletristische Texte jeder Art, wissenschaftliche Texte jeder erdenklichen Disziplin, Website-Texte, Flyertexte usw.) annehmen, ist Vorsicht geboten. Du solltest hier überprüfen, woher die Expertise rührt und ob es wirklich sein kann, dass die entsprechende Person sich mit all diesen Bereichen gut auskennt (meist gibt es eine entsprechende Seite auf der Website von Lektor*innen). Mitunter gibt es Zusammenschlüsse von Lektor*innen, die demnach zusammengenommen auch mehrere Themenbereiche abdecken können. Grundsätzlich ist es aber immer ratsamer, eine Person mit bestimmten und klar kommunizierten Expertisen auszuwählen, die dann auch genau zu deinem Projekt passt.

Nachdem nun geklärt ist, woran du dich bei deiner Wahl lieber nicht orientieren solltest, komme ich nun zu den Entscheidungshilfen.

1. Website

Guck dir die Website der Person, die du bezüglich eines Lektorats kontaktieren möchtest, im Vorfeld ganz genau an. Sind die Beschreibungen flüssig formuliert und die Texte fehlerfrei? Ist die Person dir sympathisch und wirkt sie auf dich kompetent? Sind Referenzen angegeben und kannst du gut erkennen, wie eine Zusammenarbeit mit der entsprechenden Person ablaufen würde? Sympathie spielt oft eine große Rolle bei der Entscheidung und bei einem Lektorat – nicht selten ein sehr emotionaler und wichtiger Aspekt für Autor*innen – solltest du dich gut betreut wissen und rundum wohlfühlen. Deshalb: Wenn dir die dienstleistende Person sympathisch ist, ist das bereits eine wichtige Entscheidungshilfe.

2. Empfehlungen

Als Autor*in bist du vielleicht in Foren oder Gruppen mit anderen schreibenden Menschen vernetzt. Mein Tipp: Frag doch einfach mal nach den Erfahrungen anderer! Vielleicht können andere Autor*innen dir Lektor*innen empfehlen oder auch von einer Zusammenarbeit mit bestimmten Menschen abraten. Natürlich solltest du dir immer ein eigenes Urteil bilden, doch auch die Erfahrungen von Kolleg*innen, denen du vertraust und die vielleicht in ähnlichen literarischen Genres aktiv sind, können dir bei deiner Entscheidung eine Hilfe sein.

3. Probelektorat

Seriöse Dienstleister*innen erstellen dir auf Wunsch ein Probelektorat – dabei werden einige Seiten des Textes bearbeitet und du kannst sehen, wie die Person vorgeht und ob du damit gut klarkommst. Einige Lektor*innen bieten diese Dienstleistung kostenlos an, andere berechnen einen kleinen Pauschalbetrag oder rechnen pro Stunde ab. Jede dieser Vorgehensweisen ist legitim und wurde in der Regel von der entsprechenden Lektorin/dem entsprechenden Lektor mit der sonstigen Preisgestaltung abgestimmt.

4. Referenzen

Wirf einen Blick auf die Referenzen des*der Lektor*in – wenn diese nicht auf der Website aufgelistet sind, kannst du auch gezielt nachfragen. Einerseits kannst du so abschätzen, wie viel Erfahrung der*die Lektor*in bereits hat und in welchen Bereichen (thematisch oder bezogen auf das literarische Genre) er*sie sich üblicherweise bewegt. Darüber hinaus kannst du aber anhand der Textqualität auch grob einschätzen, ob die Arbeit der Person zufriedenstellend ist – zum Beispiel, indem du dir Rezensionen oder Leseproben zu den Büchern anguckst.

5. Verbände

Dieser Hinweis ist eher eine grobe Orientierungshilfe für den Fall, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst. Viele Lektor*innen sind in Verbänden und Vereinen organisiert, im Rahmen derer sie sich weiterbilden und miteinander vernetzen können. Beispiele sind der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren, die Jungen Verlagsmenschen oder die Bücherfrauen. Häufig lässt sich über diese Verbände eine Liste der eingetragenen Lektor*innen samt der Expert*innenthemen einsehen.

Für eine grobe Orientierungshilfe ist das sicherlich hilfreich – schließlich ist der Beruf der Lektorin/des Lektors keiner, der sich über ein einschlägiges Studium oder eine bestimmte Ausbildung erlernen lässt. Dennoch sind nicht alle guten Lektor*innen in solchen Verbänden vernetzt und nicht alle Mitglieder der Verbände sind automatisch gute Lektor*innen. Dieser Tipp ist also eher als Ergänzung zu deiner sonstigen Recherche eine gute Option.

6. Die Chemie muss stimmen

Last but not least bleibt zu sagen, dass bei aller fachlicher Kompetenz und allen vorzuweisenden Referenzen die persönliche Beziehung zwischen Autor*in und Lektor*in einfach stimmen muss – deshalb solltest du auch auf dein Gefühl hören und dich für eine Person entscheiden, mit der du in zwischenmenschlicher Hinsicht gut zurecht kommst und bei der du dich gut aufgehoben fühlst.

Ich hoffe, dass ich dir mit meinem Beitrag helfen konnte. Wenn du selbst noch weitere Ideen hast, hinterlasse gerne einen Kommentar und teile deine Gedanken mit mir und den Leser*innen dieses Blogs!