Ein (literarisches) Exposé erfüllt den Zweck, alle relevanten Informationen und die Rahmenhandlung einer Geschichte möglichst übersichtlich zusammenzufassen. Einsatzgebiete von Exposés können dabei total unterschiedlich sein: Das Format wird beispielsweise in universitären Kontexten relevant, wenn etwa eine Abschlussarbeit oder eine Dissertation geplant wird. In diesen Fällen wird an Studierende und Promovierende häufig die Anforderung herangetragen, ein Exposé zu ihrem Projekt zu erstellen und so ihre Arbeit vorzustellen oder sich mit einem Promotionsanliegen an Stiftungen zu wenden, die häufig einen finanziellen Zuschuss davon abhängig machen, ob die Arbeit zu ihren politischen oder fachlichen Inhalten passt.

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Ein Exposé wird aber auch bei einer Verlagsbewerbung oder der Bewerbung bei einer Literaturagentur relevant. Selbst Selfpublisher*innen, die ihr Projekt ja in der Regel niemandem vorstellen und so schon vor der Veröffentlichungsentscheidung bewerben müssen, erstellen im Rahmen ihres Planungs- und Schreibprozesses nicht selten ein Exposé. Doch warum eigentlich? In diesem Blogbeitrag stelle ich dir drei Szenarien vor, in denen ein Exposé sich als hilfreich erweist.
Bewerbung bei einer Literaturagentur – Klarheit für Literaturagent*innen
Um dich durch eine Literaturagentur vertreten zu lassen, musst du dich zunächst bei ihr bewerben. In der Regel informieren Literaturagenturen auf ihrem Internetauftritt darüber, welche Informationen und Dokumente sie für die Bewerbung von dir benötigen. Neben einer Leseprobe (manchmal wird auch das gesamte Manuskript gefordert, das hängt von der Literaturagentur ab) und einem Lebenslauf der Autorin oder des Autors gehört meist auch ein Exposé zu den einzureichenden Unterlagen. Gute Literaturagent*innen erkennen bereits an der Leseprobe, ob ein Titel Potenzial hat oder nicht – die Annahme, dass die gesamte Entscheidung mit der Qualität der Exposés steht und fällt, ist also ein Irrtum. Dennoch kannst du mit einem Exposé dafür sorgen, dass dein Titel auf den ersten Blick so erscheint, wie du ihn gerne präsentieren möchtest. Wenn du ein wirklich gelungenes Exposé einreichst, hinterlässt du mit deiner Bewerbung auf mehreren Ebenen einen guten Eindruck:
- Die für deine Bewerbung zuständige Person in der Agentur kann sich in relativ kurzer Zeit einen guten Überblick über dein Projekt (zum Beispiel deinen Roman) verschaffen und weiß auf den ersten Blick, worum es geht und bei welchen Verlagen deine Geschichte eventuell ins Programm passen könnte. Wird zuerst die Leseprobe angeguckt und dann das Exposé, so ist es hilfreich, den guten Eindruck nach der Lektüre durch eine überzeugende und nicht zu ausschweifende Inhaltsangabe zu bestärken. Wird das Exposé zuerst gesichtet, beeinflusst seine Qualität die Grundstimmung des Agenten oder der Agentin, wenn sich der Leseprobe gewidmet wird.
- Durch das Einreichen eines gut durchdachten und sinnvoll aufgebauten Exposés stellst du außerdem unter Beweis, dass du dir vor der Bewerbung bei der Agentur Gedanken gemacht hast, dir Zeit genommen und eventuell auch Unterstützung durch Testleser*innen oder eine*n Lektor*in geholt hast. Das macht einen sehr guten Eindruck und beweist, dass du es ernst meinst.
- Ein gutes Exposé zeigt den Agent*innen in einer Literaturagentur aber auch, dass du dein Projekt gut vorstellen und die Handlung strukturiert darstellen kannst (keine ganz leichte Aufgabe, ich weiß!), was dafür spricht, dass du auch langfristig als Autor*in mit der Agentur zusammenarbeiten und vielleicht mehr als ein Projekt realisieren kannst.
Bewerbung beim Verlag – Klarheit für die Lektor*innen
Bei großen Verlagen gehen oft massenhaft Bewerbungen ein: Viele Menschen träumen davon, bei einem Verlag ein Buch zu veröffentlichen. Für die Initiativbewerbungen von Autor*innen bleibt den prüfenden Lektor*innen manchmal nicht viel Zeit, weshalb der erste Eindruck besonders wichtig ist. Auch hier gilt natürlich, dass eine fähige Person anhand des Manuskriptauszugs eine Einschätzung zur Qualität der Geschichte, zumindest aber hinsichtlich der sprachlichen Fertigkeiten, treffen kann. Trotzdem erleichtert ein gutes Exposé den Lektor*innen die Arbeit ungemein: So können sie direkt einschätzen, ob das Genre in ihr Aufgabengebiet fällt oder an welche Abteilung der Titel geschickt werden muss. Außerdem können sie so besser prüfen, ob die Geschichte zum Verlag passt und wie die Leseprobe im Rahmen der Gesamthandlung einzuordnen ist. Ein sorgfältig zusammengestelltes Exposé gibt auch vergleichbare Titel an, was den Lektor*innen weitere Orientierung bietet.
Die Punkte, die bereits im Abschnitt zu den Literaturagenturen angeführt wurden, sind auch hier relevant: Mit einer überzeugenden Bewerbung und einem übersichtlichen Exposé vermittelst du Professionalität und den Eindruck, dass man mit dir auf einer guten Ebene zusammenarbeiten kann.
Ein Exposé schreiben – Klarheit für dich selbst
Nicht zuletzt ist ein Exposé aber auch dann hilfreich, wenn du es gar nicht (oder erst zu einem späteren Zeitpunkt) an Agentur oder Verlage senden möchtest. Wenn du mehr Klarheit und Übersicht hinsichtlich deines Projektes haben möchtest, solltest du auf jeden Fall ein Exposé dazu schreiben. Hier sind nur einige Vorteile dieses Vorgehens:
- Du lernst, die wesentlichen Handlungsstränge kurz und knapp zusammenzufassen. Es ist gar nicht so einfach, eine lange Geschichte in Kürze wiederzugeben, für ein Exposé wird das aber gefordert: Die Erstellung bietet dir eine gute Möglichkeit, dir die wichtigsten Szenen, Schlüsselsituationen und Konflikte ins Bewusstsein zu rufen und deine Geschichte so auf das Wesentliche herunterzubrechen. Diese Fähigkeit ist sehr viel wert.
- Wenn Szenen unlogisch aufeinander aufbauen, Figuren sich widersprüchlich verhalten oder es ein gewisses Durcheinander in deinem Plot gibt, findest du das durch ein Exposé oft selbst ganz gut heraus – alles in Kurzform zu skizzieren kann sehr augenöffnend wirken; so sparst du viel Zeit und vielleicht auch den einen oder die andere Testleser*in.
- Bei der Erstellung deines Exposés wirst du zum Beispiel auch mehr Klarheit darüber gewinnen, für wen du eigentlich schreiben möchtest (Zielpublikum) und mit welchen Geschichten deine eigene vergleichbar ist (Vergleichstitel): Zum einen kannst du dich dann nochmal damit auseinandersetzen, ob du selbst dich mit dieser Positionierung wohlfühlst, zum anderen geben diese Erkenntnisse dir aber auch Aufschluss darüber, bei welchen Verlagen oder Agenturen sich eine Bewerbung überhaupt anbietet.
Du siehst also: Es lohnt sich aus den unterschiedlichsten Gründen, Arbeit und Sorgfalt in die Erstellung eines Exposés zu stecken!
Wenn du noch Fragen oder Ergänzungen zum Thema hast, schreib mir gerne einen Kommentar oder eine Mail.
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